Dietrich Bonhoeffer wurde als sechstes Kind der Familie Bonhoeffer am 04.02.1906 in Breslau geboren. Seine Zwillingsschwester Sabine kam zehn Minuten später auf die Welt. Insgesamt hatte die Familie acht Kinder.

Sein Vater war der angesehene Arzt (Professor für Psychologie und Neurologie) Karl Bonhoeffer, nach dem später in Berlin die Bonhoeffer-Anstalten benannt wurden. Seine Mutter Paula, geb. von Hase, kam aus einer Familie von Theologen und war Lehrerin. 1912 zog die Familie nach Berlin. Sie wohnten zunächst in der Brückenallee in Tiergarten, später im Haus in Grunewald, Wangenheimstraße 14. Als Dietrich erwachsen war, zog die Familie in das Haus in der Marienburger Allee 43 in Westend in Charlottenburg. Heute befindet sich in diesem Haus die Dietrich-Bonhoeffer-Gedenkstätte (www.bonhoeffer-haus-berlin.de).

Ab 1913 besuchte Dietrich Bonhoeffer das Friedrich-Werdersche-Gymnasium, später das Grunewald-Gymnasium. Er ging gerne zur Schule und war ein guter Schüler. 1923 bestand er hier das Abitur. Als er als Fünfzehnjähriger konfirmiert wurde, stand für ihn schon fest, dass er Pfarrer und Theologe werden wollte. Man nimmt an, dass die Kriegserlebnisse und der frühe Tod des ältesten Bruders Walter, der an den Folgen seiner Kriegsverletzungen 1918 starb, viel zu diesem Entschluss beigetragen haben.

Ab 1923 studierte er in Tübingen Theologie, ging für ein paar Monate nach Rom und studierte ab 1924 in Berlin, wo er bereits mit 21 Jahren sein Studium mit seiner Doktorarbeit abschloss und sein erstes theologisches Examen bestand.

Nach seinen ersten Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit entschied er sich für eine praktische kirchliche Ausbildung und Arbeit. Er ging als Vikar in die Auslandsgemeinde in Barcelona, kehrte 1929 nach Berlin an die Universität zurück und legte 1930 hier weitere Examina ab. Anschließend ging er für ein weiteres Studienjahr nach New York, wo er sich mit der Rassenproblematik, der Friedenspolitik und dem gewaltlosen Widerstand Mahatma Ghandis auseinandersetzte. Als er 1931 nach Deutschland zurückkehrte, hatte sich hier die politische Situation verschärft. Er hielt seine Vorlesungen an der Universität, und es bildete sich um ihn ein Kreis von Student*innen, in dem man viel über das Friedensthema diskutierte. Dies bedeutete damals eine Abkehr von der nationalen Politik. Gleichzeitig betreute er eine Konfirmand*innenklasse im Wedding – dies so intensiv, dass er den größten Teil seiner Freizeit mit den Jugendlichen verbrachte.

1933 kam Adolf Hitler an die Macht. Die ganze Familie Bonhoeffer lehnte von Beginn an die Nationalsozialisten ab. Dietrich Bonhoeffer stellte sich gegen die Anpassung der Amtskirche an die veränderte politische Situation, und bald stand er im Mittelpunkt einer Gruppe von Pfarrern, die sich gegen das Mitmachen bei den Nationalsozialist*innen wandte. Eine kritische Rundfunkrede Bonhoeffers ließen die Nationalsozialist*innen abbrechen. Nach dem Erlass der Ariergesetze, die Juden und Jüdinnen benachteiligten, gründete er mit Pfarrer Niemöller zusammen den Pfarrernotbund für die Amtsbrüder jüdischer Herkunft.

Als seine Bemühungen scheiterten, einen schlagkräftigen Widerstand gegen die offizielle Amtskirche aufzubauen, ging er enttäuscht nach London. Er kehrte 1935 zurück und übernahm ein Predigerseminar des 1934 gegründeten oppositionellen Notbundes der Pfarrer der Bekennenden Kirche in Finkenwalde. 1937 schloss die Gestapo das Haus in Finkenwalde. 1938 verhängte sie dann ein Aufenthaltsverbot für Berlin gegen Bonhoeffer, doch sein Vater erreichte, dass er wenigstens die Eltern besuchen durfte. Im Elternhaus kam es zu geheimen Treffen mit Gleichgesinnten.

1938 nach dem Progrom gegen die Juden musste seine Zwillingsschwester Sabine mit ihrer Familie fliehen, da ihr Mann jüdischer Abstammung war. Sein Schwager Hans von Dohnanyi und seine Schwester Christine arbeiteten seit 1938 in einer Verschwörer*innengruppe mit. Dietrich Bonhoeffer wusste davon, ging jedoch 1939 zunächst nach Amerika, als seine Situation in Deutschland immer schwieriger wurde. Er kehrte aber zurück, nahm seine Arbeit im Predigerseminar zunächst wieder auf, bis er von der Gestapo ein absolutes Redeverbot wegen volkszersetzender Tätigkeiten erhielt. 

Mit Hilfe seines Schwagers Hans von Dohnanyi kam er zur militärischen Abwehr von General Canaris, unter dessen Schutz in Wirklichkeit eine große Widerstandsgruppe arbeitete. Dietrich Bonhoeffer war seitdem aktiv in der Widerstandsgruppe tätig, reiste mit einem Pass des Geheimdienstes wiederholt für die Verschwörer*innengruppe ins Ausland, um Nachrichten hin- und herzuschmuggeln sowie wichtige Kontakte zu knüpfen. Nach einem fehlgeschlagenen Putsch- und Attentatsversuch wurde die Lage immer schwieriger. Am 05.04.1943 wurden er und sein Schwager schließlich verhaftet.

Er kam ins Gefängnis nach Tegel, zunächst in Isolierhaft, und wurde strengen Verhören unterzogen. Doch da man ihm nichts nachweisen konnte und seine Familie großen Einfluss hatte, wurde er nicht vor Gericht gestellt. Dietrich Bonhoeffer stellte sich auf ein Warten auf das Kriegsende ein.

Das Scheitern des Attentats auf Adolf Hitler vom 20.07.1944 machte alle Hoffnungen zunichte. Sein Bruder Klaus, sein Schwager Rüdiger Schleicher und der Mann seiner Nichte, Eberhardt Bethge, wurden wegen Beteiligung an der Verschwörung verhaftet. 

Am 08.10.1944 brachte man Dietrich Bonhoeffer in das berüchtigte Kellergefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße. Eine Reihe grausamer Verhöre begann. Am 07.02.1945 – das Ende des Krieges zeichnete sich ab – brachte man ihn und weitere prominente Mitgefangene nach Buchenwald. Die Front rückte immer näher und damit die Befreiung der Gefangenen. So transportierte man ihn mit anderen Gefangenen nach Flossenbürg in Bayern.

Am 05.04.1945 gab Hitler den persönlichen Befehl, dass keiner der Verschwörer*innen überleben sollte. Einen Tag später ermordete man Hans von Dohnanyi in Sachsenhausen, am 09.04.1945 erhängte man Dietrich Bonhoeffer und seine Freunde in Flossenbürg. Ein Kommando erschoss am 23.04.1945 seinen Bruder Klaus und seinen Schwager Rüdiger Schleicher in Berlin in der Lehrter Straße.

Eberhardt Bethge überlebte nur, weil die Rote Armee rechtzeitig Berlin einnahm. Der Krieg endete am 08.05.1945 – einen Monat nach der Ermordung Dietrich Bonhoeffers…

Ch. Hirschmann-Flegel
Quelle der Fotos und Grafik: Dietrich Bonhoeffer, Pfarrer, Berlin-Charlottenburg 9, Marienburger Allee 43. Begleitheft zur Ausstellung. 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Hrsg. Kuratorium Bonhoeffer-Haus, Berlin 1996; Copyright Chr. Kaiser/ Gütersloher Verlagshaus GmbH, Gütersloh